Du wirst in der Regel nicht von heute auf morgen einsam. Einsamkeit ist vielmehr ein schleichender Prozess. Je aufmerksamer du die Entwicklung wahrnimmst, desto besser. Denn wenn sich der Zustand der Einsamkeit erst einmal verfestigt hat, je länger du wartest, um gegenzusteuern, desto schwieriger wird es, sie wieder loszuwerden. Wegschauen ist also nicht der richtige Weg, es sich schön reden, Gründe finden, warum es im Augenblick es so ist, auch nicht.
Im Folgenden möchte ich dir aufzeigen, welche Entwicklungen zur Einsamkeit führen können:
Deine Arbeitswelt
Dein Job erfordert ganzen Einsatz? Dann sind vermutlich Überstunden für dich an der Tagesordnung, du kommst oft erst spät aus der Firma. Ausgepowert reicht es am Feierabend nur noch dazu, ermattet die Beine hochzulegen und nichts mehr hören und sehen zu wollen. Es fällt dir schwer, dich noch einmal aufzuraffen und das Haus zu verlassen. Andere wiederum sind häufig auf Dienstreisen. Auch da bleibt kaum Zeit für ein Privatleben. Geschweige denn für regelmäßige feste Zeiten, an denen man sich treffen könnte.
Wenn du merkst, dass die Arbeit dein Leben bestimmt, ist es Zeit, die Weichen neu zu stellen. Arbeit ist nicht alles. Wir brauchen Kontakte zu anderen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Im Kontakt mit anderen, in Resonanz zu ihnen, erfahren wir uns selbst. Du brauchst keine große Zahl an Freunden, einige wenige gute Verbindungen reichen aus. Aber die solltest du haben.
Schlechte Erfahrungen
Wieder ist eine Beziehung in die Brüche gegangen, wieder bist du von einer Freundin, einem Freund enttäuscht worden. Das passiert immer mal wieder. Denn manchmal sind wir zu leichtgläubig, wir schenken Vertrauen, wo es nicht angebracht ist. Oder wir haben von Anfang an die Zeichen nicht richtig gedeutet und gehofft, Unvereinbarkeiten würden im Laufe der Zeit doch noch verschwinden. Es wäre falsch, nach einer schlechten Erfahrung alle Menschen in einen Topf zu werfen und sich von der Welt zu distanzieren.
Wie oft hast du schon gesagt „Ich gerate immer wieder an die falsche Frau, den falschen Mann?“
Um das zu vermeiden, ist wichtig herauszufinden, woran es lag, dass eine Freundschaft, deine Liebe ihr Ende gefunden hat. Wenn du das erkennst, dann weißt du, worauf du das nächste Mal achten solltest. Du wirst die gleichen Fehler nicht wieder machen.
Der heutige Lebensstil
Wir leben in einer Zeit der vielen Möglichkeiten. Das bedeutet, wir wollen keine Entscheidung treffen, wir haben Angst, eine andere Gelegenheit, eine bessere Chance zu verpassen. Wir wollen alles und das gleichzeitig. Wir springen von einem Event zum anderen, genießen keines richtig. Wir telefonieren während wir mit jemandem eine Pizza essen. Wir schieben die Zusage für eine Einladung ewig hinaus. Wir schauen nach der Nummer des Anrufers und nehmen nicht ab, weil wir stattdessen eines Telefonats lieber unsere Lieblingsserie auf Netflix sehen möchten. Wir dümpeln in der Unverbindlichkeit und vergraulen so die noch vorhandenen Freunde.
Kommt dir das bekannt vor? Wie oft hast du schon einen Freund enttäuscht und eine Verabredung kurzfristig abgesagt? Wie oft hast du ihn mit einer Ausrede vertröstet?
Nimm Freundschaften nicht als selbstverständlich hin. Freundschaften brauchen Pflege und Aufmerksamkeit. Ein Minimum an Zeit musst du investieren, wenn sie Bestand haben sollen. Ein Telefonat, eine gemeinsame Unternehmung, Interesse am anderen und auch die Bereitschaft für den anderen da sein zu wolen, wenn er dich braucht.
Die falschen Freunde
Manche Freunde begleiten uns ein Leben lang. Das ist ein großes Glück, wir kennen uns, wir teilen Geheimnisse und Erinnerungen, wir können über die gleichen Dinge lachen und verstehen uns oft auch ohne Worte.
Andere Menschen sind nur in einer Phase unseres Lebens wichtig. Denn je mehr wir uns weiter entwickeln, uns verändern, desto kleiner wird der gemeinsame Nenner. Irgendwann gibt es nichts mehr, was uns verbindet. Wir kommen seltener zusammen und wenn, dann fühlen wir uns leer danach. Nicht selten verläuft der Kontakt im Sande, manchmal wird er auch gezielt beendet.
Gedrückte Stimmung
Seit Tagen, nein, seit Wochen fühlst du dich niedergeschlagen? Du kannst dich nicht aufraffen, auf andere zuzugehen? Dir ist alles zu viel? Am liebsten bist du in deinen eigenen vier Wänden. An manchen Tagen fällt es dir sogar schwer, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen.
Wenn dich depressive Gefühle lähmen, ist nicht der richtige Moment, Freundschaften wieder beleben, neue Freunde suchen zu willen. Du kannst dein Befinden nicht ausklammern, kannst dich dazu nicht zwingen, dich besser zu fühlen. Stattdessen solltest du dich jetzt um dich selbst kümmern. Und das so bald als möglich. Lass dir dabei helfen, in Gesprächen mit einem Therapeuten, in einer Selbsthilfegruppe offline oder online. Dort lernst du, deine Gedanken zu steuern, deine Gefühle wahrzunehmen und auf sie zu antworten. Je mehr du dich selbst annimmst, je besser du auf deine Bedürfnisse achtest, desto positiver verändert sich deine Ausstrahlung. Dann gelingt auch der Schritt auf andere zu.
Einen schleichenden Prozess erkennst du, indem du regelmäßig zurückschaust.
- Wie sah dein Arbeitstag vor einem halben Jahr aus, vor einem Jahr?
- Was war der Grund für diese Entwicklung?
- Wann hast du deine Freunde zum letzten Mal getroffen?
- Hast du noch die richtigen Freunde?
- Wie lange ist meine Stimmung schon gedrückt?
Mach dir ruhig eine Notiz in deinen Kalender, ein kleines Zeichen genügt. Indem du die Entwicklung visualisierst, wird sie dir noch einmal deutlicher.
In einem nächsten Schritt kannst du dich fragen, wo dein Ansatzpunkt liegt, um der drohenden Einsamkeit entgegenzusteuern.
- Musst du die Bedingungen am Arbeitsplatz neu verhandeln, um Freiräume für dein Privatleben zu
haben? - Willst du jetzt doch einer neuen Beziehung Chance geben, weil du mehr darüber weißt, was du
möchtest und was nicht? - Sollten Freunde mehr Priorität in deinem Leben bekommen?
- Ist es Zeit, sich nach neuen Freunden umzusehen, die besser zu deinem heutigen Leben, deinen
Interessen und Bedürfnissen passen? - Ist es höchste Zeit, therapeutische Hilfe oder zumindest die Hilfe deines Arztes in Anspruch zu
nehmen?
Entscheide, womit du beginnst. Aber beginne!
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