In jedem Vorwurf steckt eine Bitte

VorwurfIn jedem Vorwurf steckt eine Bitte. Was tust du, wenn ein anderer dich enttäuscht, dich z.B. warten lässt, Zusagen nicht einhält oder deinen Wünschen nicht entspricht? Wir wollen dann leider meistens nicht offen und ehrlich darüber sprechen, weil wir unsere Gefühle nicht zeigen wollen. Stattdessen äußen wir Vorwürfe und verderben dann die Stimmung noch mehr. Es ist also nicht die richtige Vorgehensweise. Lies, welche Erkenntnisse Klara im Gespräch mkt ihrem Coach gewonnen hat.

Die Ausgangssituation

Klara: „Neulich habe ich über eine Stunde auf Sven gewartet. Er hatte versprochen, bald zurück zu sein. Hab ihn auf dem Handy nicht erreicht und auch bei seinen Freunden war er nicht. Klar, dass ich mir dann Sorgen mache. Irgendwann war ich mir sicher, das was passiert sein muss. Ich sah ihn schon im Krankenhaus liegen und hätte alles dafür gegeben, wenn er endlich gesund nach Hause käme!
Doch was sage ich, als Sven endlich die Wohnungstür öffnet? ‚Wo bleibst du denn, verdammt noch mal? Auf dich ist einfach kein Verlass! ‘ ”

Coach: „Was ist dann passiert?“

Klara: „Sven hat den Spieß umgedreht und ich hab’ die ganze Breitseite abgekriegt. Ich soll ihm nicht dauernd hinterherspionieren. Und außerdem hätte er von meiner Panikmache allmählich die Nase voll. Ein Wort gab das andere. Es wurde immer lauter. Und schließlich hatten wir einen handfesten Krach. Dann hat Sven seine Schlüssel genommen und ist wieder gegangen.“

Coach: „Das passiert leider in vielen Beziehungen. Nicht nur bei Paaren. Auch Freunde, Eltern und Kindern verhalten sich so. Sie schleudern ihrem Gegenüber Vorwürfe entgegen und provozieren damit Widerworte, aus denen schnell ein Streit entsteht. Und statt guter Stimmung und positiver Nähe bleibt Frustration und Distanz.“

„Was hätte ich denn tun können? Ich kann doch nicht stillschweigend hinnehmen, dass er mich so lange hat warten lassen.“

„Nein, das nicht. Du hättest ihn aber zuerst fragen können, vielleicht gab es ja einen triftigen Grund für sein Zuspätkommen. Und natürlich soll er wissen, dass du dir Sorgen gemacht hast und Angst hattest, es sei etwas passiert. Und dann wäre auch wichtig gewesen ihm zu sagen, was du von ihm gebraucht hättest, um beruhigt zu sein. Was wäre das denn gewesen?“

„Wenn er mir Bescheid gesagt hätte, dass es später wird. Das wäre gut gewesen.“

„Genau, diese Bitte ist der Kern. Das solltest du ihm sagen. Du sprichst dann von deinen Wünschen und Bedürfnissen und machst ihn nicht zur Zielscheibe deines Ärgers. Ich bin sicher, eure Begegnung wäre dann anders verlaufen.“

„Warum verhält man sich denn so?“

„Wer einen Wunsch oder eine Bitte ausspricht, zeigt etwas von sich. Von seinen Gefühlen, seinem Inneren. Das scheuen wir oft, sogar bei nahestehenden Menschen. Das ist der eine Grund. Der andere ist der, dass wir uns selbst nicht klar darüber sind, was wir eigentlich wollen. Oder glauben, dies nicht wollen zu dürfen. Eine Beziehung leidet, wenn der Grundton Aggression und Vorwurf ist und sie wendet sich zum Besseren, wenn wir unsere Wünsche und Bedürfnisse offenbaren. Dann sprechen wir nämlich von uns und fangen nicht an, unser Gegenüber abzuwerten und zu kritisieren.“

„Mir fällt auf, dass die Sätze anders lauten. Wenn ich einen Vorwurf formuliere, spreche ich über Sven und verurteile ihn. Wenn ich ihm sage, was ich mir wünsche, spreche ich von mir.“

„Genau. Wenn du von dir sprichst, nennt man das ‚Ich-Botschaften‘. Sie beinhalten Informationen zu den eigenen Gefühlen, Wünschen und Beobachtungen. Aber noch etwas anderes ist wichtig: Du hast zu Sven gesagt, dass du dich nie auf ihn verlassen kannst. Stimmt das denn? Kannst du dich wirklich nie auf ihn verlassen?“

„So mein’ ich das nicht. Es gibt schon Situationen, in denen Sven seine Zusagen einhält. Sonst wäre ich auch nicht schon so lange mit ihm zusammen.“

„Eine solch pauschale Verurteilung ist meist fehl am Platze, weil sie nicht stimmt. Kein Mensch ist immer so oder so. Diese Worte sind gefährlich und verletzen.“

„Kein Wunder, dass er dann sauer reagiert hat.“

Zusammenfassung:

• Welche Vorwürfe äußere ich Anderen gegenüber?
• Verknüpfe ich diese Vorwürfe mit Verallgemeinerungen? (immer, nie, dauernd, kein…)
• Welcher versteckte Wunsch, welche Bitte steckt in diesen Vorwürfen?
• Wie lautet die “Ich-Botschaft” für diese Bitte?

 

Anmerkung:
Dieses Prinzip, Vorwürfe in Bitten zu verwandeln, liegt der Gewaltfreien Kommunikation zugrunde. Vorwürfe stammen danach aus der Wolfssprache, während die Stimme der Giraffe sich auf das Bitten konzentriert. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, sei folgendes Grundlagenbuch von Marshall B. Rosenberg und Arun Gandhi empfohlen:

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens

 

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Prima, es hat geklappt.