Sag doch, was du willst

Sag doch was du willstSprich deine Wünsche aus, sag, was du willst! Eine Frau steht am Informationsschalter der Bahn und sagt: „Ich möchte nicht nach Kiel.“ Du lachst, weil dir das komisch vorkommt? Dann hör dir doch in den nächsten Tagen einmal selbst beim Reden zu. Du wirst erstaunt sein, wie oft du sagst, was du nicht willst, anstatt dein Umfeld wissen zu lassen, was dir wichtig ist. „Ich möchte auf keinen Fall eine große Feier….ich will nicht in die Berge…  Führungsaufgaben sind nicht mein Ding.“

Warum wir Wünsche nicht aussprechen

Es gibt viele Gründe, warum wir nicht sagen, was wir eigentlich wollen. Wir halten es für egoistisch, unsere Wünsche zu äußern und nehmen die Bedürfnisse anderer wichtiger. Wenn wir selbst ein Problem damit haben, Nein zu sagen, möchten wir das Gegenüber nicht in die Verlegenheit bringen, unsere Bitte abzuschlagen. Oder wir meinen, alles selbst können zu müssen und halten es für eine Schwäche, andere um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Auch die Furcht vor der Verantwortung lässt uns lieber schweigen. Wer sagt, was er nicht will, lässt den Gesprächspartner entscheiden und kann anschließend prima kritisieren „Ich habe dieses Café noch nie gut gefunden.“

So wird das nichts

Es gibt eine Reihe von Strategien, mit denen vermieden wird, Wünsche offen vorzutragen. Doch sie alle gehören nicht in das Verhaltensrepertoire selbstbewusster Menschen, denn die Gesprächspartner begegnen sich nicht auf Augenhöhe.

Durch die Blume
Auch hier wieder ein Beispiel: Ein Ehepaar fährt auf der Autobahn und sie sagt plötzlich: „Dort vorne ist eine Raststätte.“ Er nickt und fährt daran vorbei. Aus seiner Sicht ist das vollkommen richtig. Sie aber ist sauer, weil er nicht „gehört“ hat, was sie wollte. Nämlich eine Pause machen und auf die Toilette gehen. Auch in Sätzen wie: „Hubers machen dieses Jahr eine Kreuzfahrt“…oder „Der Mülleimer ist voll.“ werden Wünsche so gut verpackt, dass sie nicht mehr als solche zu erkennen sind.

Mit weinerlichem oder aggressivem Tonfall:
Manche Frau glaubt, dass sie nur etwas bekommt, wenn sie eine Opferhaltung einnimmt und ihre Wünsche mit Jammern verstärkt. „Mein Gott, ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht und wie ich das alles noch schaffen soll.“ oder “Immer ich kriege diese Aufgabe!“ oder „Wenn doch wenigstens einer mal nachfragen würde!“

Oder aber sie verleiht ihren Wünschen mit Befehlen Nachdruck, weil sie der Meinung ist, dass das der einzige Weg ist, gehört zu werden.  „Mach das gefälligst!“ oder „SOFORT“ oder „Das wird man doch noch erwarten können!“

Selbstabwertend:
„Ich bin zu doof dazu, könnten Sie bitte…“ oder „Sie wissen ja, Frauen und Technik.“ Ode „Ich blöde Kuh habe mein Handy verlegt, kann ich Ihres kurz haben?“

Entschuldigend:
„Tut mir leid, dass ich Sie damit belästige.“ Oder „Ich möchte Sie keinesfalls stören, aber…“ oder „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, aber wäre es Ihnen möglich….“

Klarheit über die eigenen Wünsche

Ganz gleich, ob es um berufliche Vorhaben geht oder um die Frage, wie man das Wochenende zu verbringen möchte oder welche Aufgaben man in Zukunft abgeben will: Wer seine Wünsche und Bedürfnisse äußern möchte, muss zuallererst selbst wissen, was ihm wichtig ist. Und sich fragen, ob diese Wünsche berechtigt und angemessen sind. Nur auf dieser Grundlage lassen sich eigene Bedürfnisse überzeugend und zielführend vortragen können.

Mindestens 50 Prozent Chance

Auch wenn wir es gerne hätten: Selten kommt da jemand, der unsere Wünsche an den Augen abliest. Wer nicht sagt, was er will, bekommt es in der Regel auch nicht. Wer aber seine Wünsche äußert, erhöht die Chance zumindest auf 50 Prozent, zu erhalten, was man möchte.

Wer hat die Verantwortung?

Wir sprechen Bitten häufig nicht aus, weil wir uns zu viele Gedanken darüber machen, wie dies beim Gegenüber ankommen könnte. „Wird er Zeit haben?“ oder „Wird sie das nicht unverschämt finden?“ oder „Ob sie sich dadurch gestört fühlen?“

Wir haben das Recht, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Wenn wir sagen, was wir wollen, tragen wir nur die Verantwortung für unseren Wunsch, nicht aber für die Antwort und die Situation des  Gegenübers.Wir brauchen uns also keine Gedanken darüber machen, wie unsere Bitte beim anderen ankommt. Doch wir sollten uns auch im Klaren darüber sein, dass eine Bitte kein Befehl ist, sondern immer nur ein Anliegen, zu dem der andere Nein sagen kann.

Wie du Wünsche selbstbewusst äußerst

  • Wähle den richtigen Zeitpunkt
  • Sag konkret, was du willst
  • Verwende Ich-Aussagen
  • Trage deine Bitte in einem ruhigen Ton vor
  • Halte Blickkontakt
  • Akzeptiere ein Nein oder versuche herauszufinden, warum dein Gegenüber deinem  Wunsch nicht entsprechen will
  • Zeige mögliche Alternativen auf

 

Mein Video-Coachingtipp zum Thema: Wie du deine Ziele im Gespräch erreichst

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4 Kommentare

  1. Roland

    Guter Artikel, hat mich akut an eine Diskussion mit meiner Kollegin gestern erinnert, die unglücklich darüber ist, dass sie im anlaufenden Projekt nicht die Rolle kriegt, die sie gerne möchte, und sich deshalb überlegt eine andere Stelle zus suchen. Auf meine Ermunterung hin, das gegenüber unserem Vorgesetzten direkt zur Sprache zu bringen, verweist sie darauf, dass sie es doch anders schon zum Ausdruck gebracht hat und Zusagen gemacht wurden, und sie deshalb nicht zum Ausdruck ihres Wunsches im direkten Gespräch bereit ist, sehr schade!

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  2. proficoach

    Immer wieder mache ich als Coach die Erfahrung, dass vor allem Frauen glauben, wenn sie etwas nur andeuten, müssten andere selbst drauf kommen, was sie wollen und was ihnen wichtig ist. Doch besonders in der Kommunikation mit männlichen Kollegen und Chefs ist Klartext angesagt. Vielleicht können Sie Ihre Kollegin doch noch davon überzeugen, ihre beruflichen Ziele und Wünsche konkret zu artikulieren. Zum einen, um es zu lernen, zum anderen, um ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu stärken.
    Wenn ihr Chef dann nicht darauf eingeht bzw. keine entsprechende Perspektive aufzeigt, ist immer noch Zeit, einen Stellenwechsel anzustreben. Aber erst dann. Die alte Stelle ist das Lernfeld zu sagen, was sie will. Wenn sie es hier nicht tut, macht sie es auch an einer neuen Stelle nicht. Probleme nimmt man immer mit, sie lösen sich nicht durch einen Wechsel.

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  3. Kathrin

    Meine Tochter und ich haben verhärtet Fronten. Ich habe nicht gelernt zu sagen was ich fühle. Ich finde nicht die Worte. Nun sind wir auch noch im Urlaub und die Lage spitzt sich zu. Ich muss mit ihr reden. Ich weiß das. Sie wünscht sich das auch aber ich bin die Mutter. Ich habe selbst erfahren müssen wie das ist immer nur kritisiert zu werden. Ach ich weiß auch nicht. Kannst das nicht so richtig beschreiben. Könnt ihr mir helfen

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    • proficoach

      Liebe Kathrin,

      meine Antwort kommt spät, doch hoffentlich hilft sie Ihnen trotzdem noch weiter. Es ist eine gute Voraussetzung, wenn Sie beide das Gespräch wollen. Mein Vorschlag, um aus der Verhärtung herauszukommen ist, das Zwiegespräch nach Lukas Möller auszuprobieren. Hier geht es daurm, dass jede von Ihnen Raum und Zeit bekommt, anzusprechen, was ihr auf dem Herzen liegt und wie sie sich die Beziehung wünscht, ohne dass alles gleich wieder zerredet wird.
      Die Regeln:
      1. Sie vereinbaren miteinander einen Ort und eine eingestörte Zeit für ein Gespräch
      2. Jede bekommt einen Zeitraum, innerhalb dem sie sprechen darf
      3. Die andere hört nur zu, sie fragt nicht nach, sie kommentiert nicht (auch nicht mit nonverbalen Zeichen)
      4. Nach der vereinbarten Zeit gibt es den Wechsel

      Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.zwie-gespraech.de/2.html

      Eine andere Möglichkeit ist ein strukturiertes Feedback:
      Sie schreiben, dass Kritik die Fronten verhärtet hat. Wenn wir uns umsehen, ist sehr viel normaler, zu kritisieren als dem anderen etwas Positives zu sagen. Dabei verbessert sich die Situation durch positive Rückmeldung eher als durch Kritik.

      Die Regeln:
      Sich regelmäßig Feedback geben, was beinhaltet:
      – das solltest du steigern
      – das solltest du beibehalten
      – das solltest du mehr tun

      Alles Gute für Sie und Ihre Tochter.

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Prima, es hat geklappt.