Berufstätige Mütter und ihr schlechtes Gewissen

Zwei Drittel aller Mütter in Deutschland sind berufstätig. Die einen, weil sie es ihr Wunsch ist. Sie haben ein Studium absolviert, eine Ausbildung mit gutem Ergebnis abgeschlossen und wollen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse am Arbeitsplatz einbringen. Den anderen bleibt schlicht keine Wahl. Sie sind alleinerziehend oder müssen mit ihrem Verdienst das Familienbudget aufstocken. Egal ob in Vollzeit oder Teilzeit: Beide Gruppe verbindet das schlechte Gewissen und das Gefühl, nicht zu genügen, weder als Mutter noch als Arbeitskraft, zumindest aber in einem der Bereiche. Denn die Erwartungen sind hoch, wirklich recht machen können es berufstätige Mütter nicht.

Da geistert der Begriff der Rabenmutter immer noch durch die Medien und die Feststellung, ein Kind sei am besten  betreut durch die eigene Mutter, hält sich hartnäckig. Obwohl es aussagekräftige Gegenbeweise nicht nur aus vielen europäischen Ländern gibt.

Der  Wirtschaft droht in naher Zukunft  ein Fachkräftemangel und deshalb hofft man darauf, dass Frauen nach Mutterschutz und Elternzeit rasch wieder ins Berufsleben zurückzukehren.

Chefs und Kollegen erwarten vollen Einsatz am Arbeitsplatz und terminliche Flexibilität. Sie halten  nichts davon, wenn Mütter einmal zu Hause bleiben müssen, weil das Kind krank und die Betreuung ausgefallen sind.

Die alten Eltern werden pflegebedürftig und brauchen zunehmend Betreuung. Was wiederum dann besonders schwierig wird, wenn junge Familien, oft aus Gründen einer beruflich geforderten Mobilität, weit weg gezogen sind.

Mütter sollen, wie alle Frauen, nicht nur auf ihr Äußeres achten, sondern auch auf die Ernährung der Familie. Sie sind in der Regel zuständig für die gebügelte Wäsche, den gefüllten Kühlschrank und das Pausenbrot der Kinder. Sie sollen den Freundeskreis am Leben erhalten, Sport treiben und sich nach Möglichkeit geistig fit und auf dem Laufenden halten.

Der Weg aus diesem Teufelskreis an Erwartungen kann nur gelingen, wenn

  • du dich weniger nach den  Erwartungen von außen richtest, sondern selbst entscheidest,  was du für deine Familie, deinen eigenen Lebensweg als richtig erachtest. Der Vergleich mit anderen tut in der Regel nicht gut. Bleibe tolerant und lass andere Frauen ihren Weg gehen. Er mag sich ruhig von dem deinen unterscheiden. Auch wenn alle Freundinnen berufstätig sind und du beschließt, die ersten Lebensjahre bei deinem Kind zu Hause zu bleiben. Denn wenn du deine bewusste und für dich stimmige Entscheidung getroffen hast, kannst du selbstbewusster auftreten und lässt dich von Kritik nicht so leicht umblasen: „Für mich ist es so richtig.“ Es bedarf keiner Rechtfertigung.
  • du mit deinem Umfeld ins Gespräch gehst und deine Vorstellungen offen aussprichst. Fordere Unterstützung ein und grenze dich dort ab, wo etwas über deine Kräfte geht. Ob es sich dabei um so alltägliche Anfragen wie das Kuchenbacken oder Basteln im Kindergarten handelt, um die Frage, wer für die Zubereitung des Abendessens zuständig ist oder auch um so wichtige Entscheidungen,  wie die hinfälligen Eltern oder Schwiegereltern betreut werden sollen.
  • lerne, dass nicht alles auf einmal machbar ist, sondern je nach Kraft und Zeit neue Akzente gesetzt werden müssen. So lange deine Kinder sehr klein sind und du nachts nicht durchschlafen kannst, ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt für eine Weiterbildung. Und wenn es bisher auch üblich war, dass sich deine Geschwister mit Anhang am ersten Weihnachtsfeiertag bei dir versammelt haben, so solltest du dich von diesem Rhythmus ohne Schuldgefühle verabschieden. Es lässt sich sicher ein anderer Weg finden.

Es wird deiner Familie nicht deshalb gut gehen, weil du alles im Griff und unter Kontrolle hast, sondern weil du ja sagst zu deinen eigenen Entscheidungen.

Foto: © endostock – Fotolia.com

 

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